Wie können wir dem Kraichbach zwischen Hockenheim und Reilingen mehr Leben einhauchen – das war die Frage, die im Mittelpunkt einer Begehung stand, zu der Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen, eingeladen hatte. „An extrem heißen Tagen haben wir Wassertemperaturen bis zu 26 Grad Celsius im Kraichbach gemessen“, sagten Oliver Bender und Dominik Mattern, zwei Angler, die sich seit vielen Jahren für einen guten ökologischen Zustand des Kraichbachs bei Reilingen einsetzen. „Am Ufer des Kraichbachs fehlen Gehölze, die das Wasser beschatten. Im Bach fehlen Strukturen, wie tiefe Gumpen, in denen Fische heißen Tage im Sommer ausharren. Es gibt kein Wechselspiel aus Sandbänken mit langsam fließendem Wasser und schnell fließenden Abschnitten. Dem Kraichbach fehlt das, was einen natürlichen Tieflandbach ausmacht: Vielfalt. Die Gewässerstrukturen sind in einem schlechten Zustand“. Baumann versprach, sich für eine ökologische Aufwertung des Kraichbachs auch in diesem Gewässerabschnitt einzusetzen.
„Wir sehen am Hochwasser- und Ökologieprojekt in Hockenheim, wie lebendig und vielfältig unser Kraichbach sein kann und wie unser kleiner Fluss vorbildlich gefördert wird. Das müsste hier doch auch in Teilen möglich sein“, waren sich Jochen Rotter, Anna-Lena Becker, Lisa Dorn, Werner Borowski und Simon Schell von den Reilinger Grünen einig. Es wäre nur von Vorteil, wenn mehr Bäume das Gewässer säumten und mehr extensiv gepflegte Wiesenabschnitte auf den Kraichbachdämmen vorkämen. „Die Insektenvielfalt am Gewässer kann durch bunt blühende Wiesen schnell und effektiv gefördert werden“, so die Reilinger Grünen. Gerade gewässerbegleitende Biotope seien wichtige Vernetzungskorridore der so genannten Grünen Infrastruktur, dem Biotopverbund. Bender und Mattern erinnerten daran, dass der Kraichbach immer wieder versuche, sich ein natürlicheres Gewässerbett zu schaffen. „Bei einem Hochwasser hat der Kraichbach einen Prallhang geschaffen, in dem Eisvögel gebrütet haben. An anderen Gewässern werden mit viel Aufwand bei Renaturierungsmaßnahmen Uferböschungen mit dem Bagger geschaffen, die hier von selbst entstehen. Warum musste dieses natürlich entstandene Naturelement entfernt werden?“
„Zwischen den Dämmen sollte eigentlich genügend Platz sein, um aus dem kerzengeraden und konturlosen Kraichbach einen sich leicht schlängelnden kleinen Fluss zu machen – mit Sandbänken und kleinen Stromschnellen, flussbegleitenden Röhrichten und mit Totholzelementen, unter denen sich Fische verstecken können“, sagte Baumann. Die Herstellung eines guten ökologischen Zustands ist das Ziel für alle Gewässer, das die EU-Wasserrahmen-Richtlinie vorgibt. Der Kraichbach müsse auch zum Schutz der selten gewordenen und streng geschützten Grünen Flussjungfer naturschutzfachlich aufgewertet werden. Baumann sagte zu, dass er sich weiter für eine ökologische Aufwertung des Kraichbachs einsetze. „Ziel ist ein Kraichbach, der so aussieht, wie die Bäche und Flüsse unserer Volkslieder.“