Zu einer abendlichen Radtour entlang des Kriegbachs hatten jüngst die Grünen eingeladen. Der Landtagsabgeordnete der Grünen, Dr. Andre Baumann, und Jochen Rotter, Reilinger Gemeinderat der Grünen, begrüßten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Unser Kriegbach hat 2021 und 2022 traurige Berühmtheit erlangt, weil er in beiden Jahren trockengefallen war“, so Baumann. „Hunderte von Fischen mussten aus dem Bach geborgen werden.“ Baumann hatte sich, wie auch der Umweltverband BUND Hockenheimer Rheinebene, dafür eingesetzt, dass vom Kraichbach mehr Wasser in den Kriegbach geleitet wird. Der Einsatz zeigte Wirkung: Der Landesbetrieb Gewässer genehmigte einen Probebetrieb. Seit Juni 2022 wird am Schneidmühlwehr eine größere Wassermenge in den Kriegbach geleitet. Die Radgruppe begutachtete den Erfolg der Maßnahme.
Wo heute der Kriegbach fließt gab es auch von Natur aus irgendein Gewässer. Wie oft und wieviel Wasser darin floss weiß niemand mehr. Seit dem Mittelalter wurde der Kriegbach zum Hochwasserentlastungskanal umgebaut, der bei Hochwasser überschüssiges Wasser aus dem Kraichbach aufnimmt. Gewässerexperte Norbert Korn erklärte, dass früher mehrere Mühlen am Kraichbach betrieben wurden. Der Kriegbach sollte die Mühlen und Ortschaften vor Hochwasser schützen. „Es war damals nicht geplant, dass der Kriegbach ein richtiger Bach wird, in dem immer Wasser fließt.“ Dies habe sich erst im 20. Jahrhundert geändert. Wegen des Vorkommens der EU-weit streng geschützten Libellenart Grüne Flussjungfer sei es notwendig geworden, dass aus dem Kanal ein Bach wird. „Ohne Wasser gehen die Libellenlarven ein“, erklärte der Biologe Baumann.
„Früher gab es mehrere Wehre im Kriegbach, die das wenige Wasser anstauten. Weil die Wehre bei einer Renaturierungsmaßnahme entfernt wurden, fiel der Kriegbach wahrscheinlich trocken“, sagte Kriegbach-Experte Thomas Kuppinger vom BUND Hockenheimer Rheinebene. „Darum ist es gut, dass nun deutlich mehr Wasser in den Kriegbach eingeleitet wird. Auch die Renaturierungsmaßnahmen am Kriegbach helfen der Flora und Fauna des Gewässers.“ Neben Steilwänden, in denen Eisvögel brüten können, kommen im renaturierten Kriegbach Sandbänke, langsam und schnell fließende Bachabschnitte vor. Und so mancher Baumstamm staut Wasser an, fast wie früher die Wehre, von den Kuppinger berichtet hatte. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion begrüßten die durchgeführten Maßnahmen am Kriegbach und waren sich einig, dass die Entwicklung des Baches regelmäßig überprüft werden müsse.
Zum Schluss wurde noch das Thema Abwasserbelastung angesprochen. Das Wasser aus den Kläranlagen ist offensichtlich so sauber, dass es den Tieren im Kriegbach kaum schadet. Bei starkem Regen werden aber aus den Kanalisationen große Mengen von kaum geklärtem Abwasser in den Bach eingeleitet. Es ist also auch zum Schutz der Bäche nötig, möglichst viel Regenwasser zu versickern und nicht in die Kanalisation einzuleiten.
Zu einer Radexkursion entlang des Kriegbachs hatten die Reilinger Grünen und Dr. Andre Baumann eingeladen
Foto Stefan Behme
Es hilft der Flora und Fauna des Kriegbachs, dass mehr Wasser eingeleitet wird, ebenso die Renaturierungsmaßnahmen
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