Dr. Andre Baumann MdL besucht landwirtschaftlichen Betrieb Schell in Reilingen
„Landwirtschaft soll nicht nur gute und gesunde Lebensmittel herstellen, sondern auch unsere Natur fördern, Wasser und Böden schützen – sprich, bewahren, was uns erhält“,erklärt Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter der Grünen, bei seinem Besuch auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Jürgen Schell in Reilingen. Im Rahmen seiner Sommertour macht sich der Abgeordnete ein Bild von der Marktgemeinschaft KraichgauKorn, die seit mehr als drei Jahrzehnten zeigt, wie moderne Landwirtschaft ökologisch verantwortungsvoll und nachhaltig, pestizidfrei und regional vernetzt mit Mühlen und Bäckereien aus der Region funktionieren kann.
KraichgauKorn steht für eine besondere Form der Landwirtschaft: Das Getreide wird ohne chemische Pflanzenschutzmittel angebaut, vom Saatgut über den Anbau bis hin zur Verarbeitung ist jede Stufe für Bäckereien, aber auch die Verbraucherinnen und Verbraucher transparent und nachvollziehbar. „Wer KraichgauKorn-Brot und Brötchen kauft, weiß genau, woher das Getreide stammt und unter welchen Bedingungen es wächst“, stellt Baumann fest. Die Marktgemeinschaft umfasst rund 45 Landwirte aus der Region zwischen Heidelberg, Heilbronn und Karlsruhe, also dem Kraichgau, zwei regionale Mühlen und etwa 40 Bäckereien mit rund 120 Verkaufsstellen. Damit ist KraichgauKorn nicht nur ein landwirtschaftliches Projekt, sondern ein lebendiges Netzwerk von Familienbetrieben, die gemeinsam für Qualität, Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung stehen.
Biodiversität auf dem Acker sorgt für Landwirtschaft als Lebensraum
Der Betrieb Schell in Reilingen ist ein Musterbeispiel für das KraichgauKorn-Prinzip. Neben dem Verzicht auf Pestizide beim Anbauen von unter anderem Roggen, Weizen, Dinkel wird von Jürgen Schell gezielt Biodiversität gefördert: „Das Aussäen von Blühstreifen, weite Saatreihen und Untersaaten schaffen Lebensräume für Wildbienen, Schmetterlinge, Vögel und zahlreiche Wildkräuter, und das über das gesamte Jahr. Das ist mir persönlich sehr wichtig. Auf den Feldern wachsen unter anderem Kornblume, Kamille und Klatschmohn – Pflanzen, die zunehmend aus der Agrarlandschaft verschwinden“, berichtet Schell. Darüber freut sich Baumann, der seit Jahren auch Natur- und Umweltschützer ist, besonders. „Die Landwirtschaft hier schafft mehr als Nahrung – sie gestaltet Lebensräume und trägt dazu bei, dass die heimische Agrarlandschaft wieder vielfältiger und artenreicher wird“, so Baumann. „Wildinsekten wie Hummeln und Schachbrettfalter, Feldvögel und viele weitere Arten finden Nahrung und Schutz. Das ist ein echtes Erfolgsmodell für die Artenvielfalt.“
Ganz bewusst wird bei der Unkrautbekämpfung auf Chemie verzichtet. Stattdessen wird ein Striegel benutzt, der die Erde auflockert und kleine Pflanzen mit Erde bedeckt. So wird dem Unkraut das Licht zum Wachsen genommen. Das schont die Pflanzengesundheit und lässt gleichzeitig Wildkräuter stehen, die blühen und Nektar liefern. Davon konnte sich Baumann auf von Schell bewirtschafteten Flächen überzeugen. Das Ergebnis: natürliche Pflanzen, die widerstandsfähig und stabil wachsen.
Der Abgeordnete betont: „Zwischen konventioneller und biologischer Landwirtschaft gibt es viele Zwischentöne. KraichgauKorn zeigt, dass es Alternativen gibt, die ökologisch sinnvoll sind und gleichzeitig wirtschaftlich sind. Durch diese innovative Anbaumethode können gesunde Pflanzen wachsen.“ Von externen Stellen werden Bodenproben für die Düngeplanung entnommen und überprüft, oder durch das Qualitätszeichen Baden-Württemberg (QZBW) die Qualität der Ähren vier Woche vor der Ernte kontrolliert. „Belastete Felder werden von der Ernte ausgeschlossen. Durch die Kontrollen haben wir das höchste Maß an Verbraucherschutz“, erläutert Schell.
Regionale Wertschöpfung und hohe Qualitätsstandards
Das geerntete Getreide wird in der Störrmühle in Knittlingen und der Mönsheimer Mühle verarbeitet. Beide Mühlen beliefern regionale Handwerksbäckereien, die das KraichgauKorn-Mehl zu hochwertigen Backwaren verarbeiten. So entsteht eine kurze, transparente Wertschöpfungskette, die Verbraucherinnen und Verbrauchern Vertrauen und Herkunftssicherheit bietet. Baumann lobt die enge Zusammenarbeit der Familienbetriebe: „Vom Landwirt über den Müller bis zum Bäcker – hier zieht die gesamte Region an einem Strang. Das stärkt unsere Heimat, schafft Arbeitsplätze und sorgt für beste Qualität auf dem Teller.“
Ein weiterer wichtiger Aspekt von KraichgauKorn ist die Öffentlichkeitsarbeit: Durch die großen Infotafeln auf den Feldern und Informationsveranstaltungen wird das Bewusstsein für nachhaltige Landwirtschaft und regionale Lebensmittel gestärkt. „Viele Menschen wissen heute kaum noch, wie das Getreide für ihr Brot wächst“, berichtet Schell. „Diese Aufklärung ist entscheidend, damit Verbraucherinnen und Verbraucher bewusste Entscheidungen treffen können, und dabei wissen, wo die wichtigste Backzutat hergestellt wird.“
Baumann ist beeindruckt: „Wer KraichgauKorn-Brot kauft, unterstützt nicht nur die regionale Landwirtschaft, sondern trägt aktiv zum Schutz unserer Natur bei.“ Er appelliert an die Verbraucherinnen und Verbraucher: „Setzen Sie ein Zeichen für Artenvielfalt, für pestizidfreien Anbau und für landwirtschaftliche Familienbetriebe in der Region. Bewusster Genuss ist heute mehr denn je auch ein Beitrag zum Klima- und Umweltschutz.“

Dr. Andre Baumann (r.) hört gespannt den Ausführungen von Jürgen Schell (l.) zu.

Jürgen Schell (l.) zeigt Dr. Andre Baumann Wildkräuter auf seinen Feldern.

Jürgen Schell (l.) und Dr. Andre Baumann (r.) im Austausch über regionalen Getreideanbau.