Weihnachtsrede im Gemeinderat

Sehr geehrte Gemeinderatskolleginnen und -kollegen, sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Bürgerinnen und Bürger,
das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu. Ein ganz besonderes Jahr endet mit einer Aussicht, die leider zum Jahresende nicht sonderlich vielversprechend wirkt. Die Corona-Krise hat das Land fest im Griff. Auch Reilingen blieb weder gesundheitlich noch wirtschaftlich verschont.
Wir wünschen allen Erkrankten eine baldige Genesung, ihren Nächsten Hoffnung und allen von der Pandemie Betroffenen Zuversicht. Wir trauern um all jene, die von dem Virus vorzeitig aus dem Leben gerissen wurden und nehmen Anteil an der Trauer ihrer Angehörigen.
2016 sagte Dieter Rösch in seiner Weihnachtsrede, „im Schein der vorweihnachtlichen Kerzen betrachtet verlieren viele negative Ereignisse ihre Schärfe und Positives wird strahlender hervorgehoben“. Ich weiß nicht, wie viele Kerzen wir dieses Jahr entzünden müssten, um die diesjährigen Ereignisse zu entschärfen. Aber wollen wir doch einmal auf die positiven Ereignisse des Jahres schauen und in der Zeit vor Weihnachten das negative ein wenig Beiseite stellen.

Zu Beginn des Jahres fuhren wir fast vollzählig auf eine Klausurtagung, die auch uns als Gemeinderätinnen und Gemeinderäte reflektieren lies, welche Ziele wir als Gremium verfolgen wollen. In Anbetracht des wenig versprechenden Haushaltes mussten wir überdenken, welche Ziele und Projekte realisierbar sind, auch wenn das hieß, dass einige Herzensangelegenheiten auf der Strecke bleiben mussten. Die Klausur ließ uns als Gremium zusammenrücken, auch wenn damals noch niemand wusste, dass es eine letzte Gelegenheit gewesen war, dies auch wortwörtlich zu tun.

Im Februar gelang es uns dann einen Haushalt einzubringen, dem fast alle Rätinnen und Räte im März zustimmen konnten, auch wenn er nach dem Motto „Schmalhals ist Küchenmeister“ aufgestellt war.
Für lange Zeit war dies die letzte Sitzung, die wir gemeinsam abhalten konnten. Die Zahlen der Corona-Fälle nahm deutlich zu. Abstand war geboten, Maskenpflicht wurde eingeführt, sogar ein bundesweiter Lockdown wurde verhängt. Kindergärten und Schulen waren geschlossen. Auch wir Rätinnen und Räte konnten uns für einige Zeit nicht wie gewohnt am Ratstisch versammeln. Aber die Gemeindeverwaltung war da für Bürgerinnen und Bürger, Gastronomie und Einzelhandel. Auch wenn wir Abstand halten mussten, so merkte Reilingen „wir halten zusammen“. Große Maskenverkaufsaktionen wurden ins Leben gerufen, die Gastronomie mit Gutscheinaktionen unterstützt und die evangelische Kirchengemeinde organisierte eine Einkaufsaktion für all jene, die nicht selbständig einkaufen gehen konnten, an der sich auch die Gemeindeverwaltung beteiligte. Viele Reilinger spendeten für den ins Leben gerufenen Corona-Hilfe-Fond.Die Krise stellte uns mit unserem schon schlecht aufgestellten Haushalt vor neue Herausforderungen. Aber gemeinsam als Reilingerinnen und Reilinger schaffen wir das, das war die Devise, ganz nach dem Motto: „Zusammen Abstand halten“. Wir fanden gemeinsame Lösungen, um trotz der Corona-Krise weiterhin als Gremium zu agieren. So wurde die Schulaula zum neuen Sitzungsort des Gemeinderats.
Großveranstaltungen waren in diesem Jahr fast undenkbar. Einige fest im Terminkalender eingetragene und beliebte Termine wie das Waldfest konnten gar nicht erst stattfinden, viele geliebte Traditionen mussten neuen Ideen weichen. So gab es in diesem Jahr statt Fischerfest einen reinen Fischverkauf mit Vorbestellung. Statt Straßenfest ein „Fest der Dorfgemeinschaft“ rund um die Fritz-Mannherz-Hallen mit Freiluftkino. Reilingen, seine Vereine und Ehrenamtliche zeigten sich also kreativ, um mitten in der Krise noch schöne Momente zu schaffen.
Obwohl Abstand geboten war, konnten wir doch einiges feiern. Nach vielen Jahren und langem Bangen, Aufschieben und Abwarten konnten wir endlich die Hockenheimer Straße einweihen. Denn was lange währt, wird endlich gut- mit Abstand natürlich. Auch einige Spaten durften in die Erde gestochen werden. So freuten wir uns über den Baubeginn des neuen TBG-Häusels und des Gemeindewohnhauses der KWG in der Graf-Zeppelin-Straße.
Eines der Projekte, die als Herzensangelegenheit realisiert werden sollen, zog sich fast über das ganze Jahr hinweg. Die frühkindliche Betreuung in Reilingen weiter auszubauen, darüber waren wir uns einig. Die Erweiterung des Oberlin-Kindergartens und eine alternative Unterbringung des „Haus der kleinen Sterne“ wurden lange und ausführlich diskutiert. Sieht man diese Diskussionen im Schein der Kerze an, so wird klar, dass diese Themen für uns als Gemeinderat Herzensangelegenheiten sind, die nur realisiert werden sollten, wenn sie perfekt sind. Nach langen, teilweise auch kontroversen Diskussionen fanden wir für beides eine Lösung. Die Vorbereitungen für die Unterbringung der kleinen Sterne ist im Gange und auch der Oberlin-Kindergarten ist von Bauzäunen und schweren Maschinen umstellt. Projekte, die wir trotz unserer Haushaltslage realisieren konnten. Aber nicht nur frühkindliche Bildung sondern auch die Jugend liegt uns am Herzen. So entschieden wir im Oktober endlich und fast einstimmig den schon so lange gewünschten Jugendplatz zu realisieren. Eine positive Aussicht auf das Jahr 2021.
In Krisen ist es wichtig als Gesellschaft zusammenzurücken. Lassen Sie uns gemeinsam im Schein der vorweihnachtlichen Kerzen hier in Reilingen zusammenrücken und an dieser Stelle DANKE sagen. Ohne die unermüdliche Bereitschaft vieler wäre Reilingen in diesem Jahr wohl nicht so handlungsfähig geblieben, wie wir es sind. Seien es MitarbeiterInnen und Mitarbeiter, die Sitzungen in der Aula ermöglichen, die Masken verkaufen oder für die Einhaltung von Hygienemaßnahmen sorgen. Die Gastronomie, die unermüdlich dafür sorgt, dass wir auch nach der Krise in Reilingen einen Ort haben, in dem wir uns wohl fühlen. Der Einzelhandel, die Verwaltung, Schule und Kitas, Vereine und Ehrenamtliche, die auf Hochleistung arbeiten, um Reilingen auch in der Krise zu dem zu machen, was es auszeichnet. Wir sagen Danke!
2020 war ein Jahr des Umdenkens und nur durch den durchdachten Zusammenhalt konnten wir dieses Jahr bewältigen. Schauen wir nun auf den Schein der Kerzen und lassen zumindest für diesen kurzen Moment das Positive in den Mittelpunkt rücken.
Lisa Dorn
(Fraktionssprecherin)
Lisa Dorn                                                                                                                                                                                 Foto: Werner Klefenz
Lisa Dorn                                                                                                                                                                                 Foto: Werner Klefenz

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